Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

Das Böse richtet immer mehr Schaden an, und unsere arme Welt entfernt sich zunehmend von der Wahrheit! Dies ist eine traurige Tatsache, deren Offensichtlichkeit nicht mehr bestritten werden kann. Gleichzeitig jedoch kann uns diese Feststellung nicht kalt lassen, und zweifellos quält eine brennende Frage unser Herz als Christen: Wie können wir dem erfolgreich entgegenwirken? 

Die Antwort wäre eigentlich ganz einfach: Die katholische Kirche sollte gemeinsam mit ihren Bischöfen und Priestern reagieren! Aber auch in dieser Hinsicht wissen wir, dass die gewünschte Antwort nicht kommen wird. Welche Enttäuschung und welcher Skandal, dass die grundlegendsten Dogmen der Kirche offen debattiert und in Frage gestellt werden, wohingegen gleichzeitig jegliche Rückbesinnung zur Tradition mit kompromissloser Unnachgiebigkeit unterdrückt wird.

Angesichts dieser Tatsache fällt es nicht leicht, die passende Haltung einzunehmen, um eine gute Antwort darauf zu finden. Wie gerne würden wir alle guten Kräfte vereinen! Sämtliche Kräfte für den Kampf der Tradition vereinen, alle Kräfte für den Kampf um das Leben vereinen, jegliche Kräfte für die Verteidigung des Naturrechts vereinen. Aber ist dies überhaupt möglich?

Im hier behandelten Gedankengut sind die Feinde meiner Feinde nicht unbedingt meine Freunde. Es gibt Angelegenheiten, bei denen man sich gegenseitig helfen und zusammenschliessen kann, weil es selbstverständlich ist, wie beispielsweise einzelne materielle Hilfswerke oder medizinische Hilfseinsätze. Es gibt jedoch auch heikle Fragen, bei denen Vorsicht geboten ist, da man mehr zu verlieren als zu gewinnen hat. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, und um Paulus zu zitieren: Man soll nie Böses tun, um Gutes zu erlangen! In diesem Editorial geht es also darum, für solche schwierigen Situationen, die sich ergeben und uns manchmal überrumpeln, Verhaltensregeln aufzuzeigen und einige Denkanstösse zu geben.

Wenn das Thema komplex ist, wie es zur Zeit von Marc Sangniers Sillon der Fall war, muss man immer zum Wesentlichen zurückkehren, zu den nicht diskutierbaren Grundsätzen, die unser Handeln bestimmen, wie der hl. Pius X. schrieb: „Alle Werke, die einen religiösen Zweck verfolgen, der unmittelbar auf das Wohl der Seelen gerichtet ist, müssen in allen ihren Einzelheiten der Autorität der Kirche untergeordnet sein. Aber auch die anderen Werke, die hauptsächlich gegründet wurden, um in Christus die wahre christliche Zivilisation wiederherzustellen und zu fördern, können nicht unabhängig vom Rat und der Oberaufsicht der kirchlichen Autorität betrachtet werden, zumal sie sich alle an die Grundsätze der christlichen Lehre und Moral halten müssen“  (Il fermo proposito, 1905). Es ist wichtig, diese dogmatische und moralische Grundlage zu haben, da Gefühle und Leidenschaften schnell die Oberhand über unsere Handlungsweise gewinnen. Unser christliches Leben soll unsere Leidenschaften beherrschen und nicht unsere Leidenschaften unser Leben.

Genau das ist der Fehler des Aktivismus und der Übereilung. Man will der bestmögliche Apostel sein, vergisst dabei aber, dass weder die Anzahl noch das Ergebnis unser Handeln leiten sollten. Umgekehrt könnte man angesichts der schwierigen Situation Trübsal blasen und sich vom Makel der Untätigkeit und des mangelnden Eifers für all die Seelen, die Licht und Ermutigung brauchen, überwältigen lassen. Deshalb darf man nie diesen ersten Aspekt aus den Augen verlieren: Wissen, woher man kommt und wohin man geht; die Grenzen und den Rahmen unseres Handelns, der Handlungen der Katholiken, klar vor Augen haben, wie es der heilige Pius X. ausdrückte. Sobald wir diese wichtige und beständige Grundlage gelegt haben, können wir uns leichter mit den beiden Fehlern befassen, die uns durch Übermass oder Mangel vom Wesentlichen abbringen könnten.

Ersteren könnte man als zu streng bezeichnen: zu allem, was aus der Gewohnheit herausfällt oder uns aus unserer Komfortzone herausholt, sagen wir prinzipiell nein. Diese Reaktion ist durchaus verständlich, wenn man sieht, wozu die menschliche Natur fähig ist. Dass es gewissermassen notwendig ist, sich zu schützen, ist sinnvoll und vernünftig, aber wie das Evangelium sagt: Wenn nun das Salz seine Kraft verliert, womit soll man es salzen! Es wird oft gesagt, dass in der Unwissenheit der härteste Weg immer der sicherste ist. Ein solches Verhalten ist natürlich falsch. Daher ist es wichtig, dass wir uns weiterbilden und studieren, um die geeigneten Antworten zu geben und eine Entscheidung zu begründen. Vorsicht ist die Tugend, mit der wir unser Handeln am besten den Umständen anpassen können. Zuweilen wird unsere Haltung je nach Situation „weicher“ oder „härter“ sein, jedoch stets, um die Wahrheit besser verteidigen zu können, wobei wir die gerechteste Einstellung beibehalten sollen. Man beachte die Haltung Christi gegenüber der Samariterin und den Pharisäern. 

Diese Abwehrhaltung könnte uns in einen Elfenbeinturm einsperren, wo wir Zuschauer eines Kampfes wären, von dem wir – mit viel Illusion – glauben könnten, völlig unberührt zu sein. Nein, wir befinden uns im Herzen des Kampfes und müssen uns daran beteiligen. Auch wenn wir uns der Welt widersetzen müssen, können wir nicht so tun, als ob wir nicht in ihr wären. Es gibt immer noch Herzen guten Willens, die Gott suchen, und wir müssen auch sie erreichen. Wir müssen all diese mutigen und aufrichtigen Menschen, die nach der Wahrheit suchen, ermutigen. Das ist ein wunderbares Ideal, das man nur erreichen kann, wenn man über sich selbst hinauswächst.

Ein zweiter Fehler, ebenso schädlich wie der erste, ist die Naivität, die darauf hinausläuft, dass alle, die für ein bestimmtes Gut kämpfen, z. B. bei einer Demonstration, zwangsläufig das Gute im Ganzen wollen, oder mit anderen Worten die gesamte Sozial – oder Morallehre der Kirche akzeptieren. Unter teilweise gut durchdachten und für unsere Gläubigen verführerischen Vorwänden – denn es geht hier um eine Form des Guten – halten einige Gruppierungen eifersüchtig an ihrem eigenen Zeitplan und ihren eigenen Zielen fest, die nicht unbedingt denen der katholischen Kirche entsprechen! Besteht die Gefahr einer Kompromissbereitschaft?

Selbstverständlich bedeutet der Zusammenschluss zu einer einmaligen Aktion nicht sofort Kompromissbereitschaft. Das verwirklichte Gute ist nie zu bereuen. Aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass eine Form von Irenismus uns unterschiedslos in jeden Kampf treibt und uns nach und nach zu einem gewissen dogmatischen oder moralischen Relativismus verleitet, durch den wir unter dem Vorwand, die Seele anderer zu retten, unsere eigene verlieren können. Es gibt eine Menge Kämpfe, die sicherlich mutig und nützlich sind, die uns allerdings vom Wesentlichen ablenken würden.

Wahrhaft katholisches Handeln ist nicht einfach, es ist sehr schwierig! Umso wichtiger ist es, sich nicht unüberlegt in eine Aktion zu stürzen. Man muss sich die Zeit nehmen, die Absichten derjenigen zu erkennen, die sich als Freunde ausgeben, und die Folgen einer Beteiligung an ihren Unternehmungen zu prüfen. Diese Aufgabe ist gar nicht so leicht in einer Welt, in der sich alle Initiativen häufen und die sozialen Netzwerke eine sofortige Antwort verlangen: Seien wir stark genug, um Abstand und Zeit zu gewinnen, denn diese Bereiche sind zu wichtig, um sie zu vernachlässigen.

In dieser Hinsicht sollten wir uns nicht scheuen, Rat einzuholen, insbesondere von einem Priester, wie es der hl. Pius X. eindringlich betonte. Heutzutage sind gutwillige Menschen selten und wertvoll, sie sollten ermutigt, gleichzeitig aber auch aufgeklärt und geleitet werden.

Und schliesslich bedarf es der Bescheidenheit, im Nachhinein zu verstehen, dass die eine oder andere Initiative vielleicht schiefgelaufen ist oder sich später in eine falsche Richtung entwickelt hat. Sie mag Früchte getragen und sogar zu Bekehrungen geführt haben; aber wenn sie uns später dazu bringt, uns von den wesentlichen Grundsätzen des katholischen Kampfes abzuwenden, nützt sie uns rein gar nichts! 

Diese feine Trennlinie ist die ganze Geschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X. Unser Gründer war gezwungen, einen aus Vorsicht gebotenen Schritt zu unternehmen, um das Priestertum und die Messe zu schützen. Rom bestrafte ihn dafür. Doch wenn man heute sieht, wie man auf einfache bischöfliche Entscheidung hin eine traditionelle Pfarrei von der Landkarte streichen und die Gläubigen der Vernachlässigung überlassen kann, versteht man die weisen Entscheidungen unseres Gründers und insbesondere die Bischofsweihen besser. Und gerade weil die Jahre dieser vorsichtigen Haltung Recht geben, ist es nicht an der Zeit, sie aufzugeben, sondern ganz im Gegenteil, sie fortzusetzen und an die Umstände der Gegenwart anzupassen.

Und wie Erzbischof Marcel Lefebvre sollen wir natürlich diesen Geist und diese Liebe für die Kirche, diese Liebe für die Seelen bewahren. Wir brauchen einen apostolischen und offenen Geist, um die Schwierigkeiten verwirrter Gläubiger begreifen zu können, einen Geist, der gegenüber der Lage in der Welt und in der Kirche aufgeschlossen ist, jedoch zum Heil und zum Triumph unseres Herrn Jesus Christus. 

Vertrauen wir uns in diesem Monat Oktober, der dem heiligen Rosenkranz geweiht ist, uneingeschränkt der allerseligsten Jungfrau Maria an! Maria ist sowohl die Festung, die uns in den Litaneien als Turm Davids und elfenbeinerner Turm beschrieben wird, als auch die Helferin der Christen und die Trösterin der Betrübten. Möge unsere gute Mutter im Himmel uns dieses feine Gleichgewicht schenken, das auf Wahrheit beruht und durch die apostolische Liebe verklärt wird! 

Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

Das Böse richtet immer mehr Schaden an, und unsere arme Welt entfernt sich zunehmend von der Wahrheit! Dies ist eine traurige Tatsache, deren Offensichtlichkeit nicht mehr bestritten werden kann. Gleichzeitig jedoch kann uns diese Feststellung nicht kalt lassen, und zweifellos quält eine brennende Frage unser Herz als Christen: Wie können wir dem erfolgreich entgegenwirken? 

Die Antwort wäre eigentlich ganz einfach: Die katholische Kirche sollte gemeinsam mit ihren Bischöfen und Priestern reagieren! Aber auch in dieser Hinsicht wissen wir, dass die gewünschte Antwort nicht kommen wird. Welche Enttäuschung und welcher Skandal, dass die grundlegendsten Dogmen der Kirche offen debattiert und in Frage gestellt werden, wohingegen gleichzeitig jegliche Rückbesinnung zur Tradition mit kompromissloser Unnachgiebigkeit unterdrückt wird.

Angesichts dieser Tatsache fällt es nicht leicht, die passende Haltung einzunehmen, um eine gute Antwort darauf zu finden. Wie gerne würden wir alle guten Kräfte vereinen! Sämtliche Kräfte für den Kampf der Tradition vereinen, alle Kräfte für den Kampf um das Leben vereinen, jegliche Kräfte für die Verteidigung des Naturrechts vereinen. Aber ist dies überhaupt möglich?

Im hier behandelten Gedankengut sind die Feinde meiner Feinde nicht unbedingt meine Freunde. Es gibt Angelegenheiten, bei denen man sich gegenseitig helfen und zusammenschliessen kann, weil es selbstverständlich ist, wie beispielsweise einzelne materielle Hilfswerke oder medizinische Hilfseinsätze. Es gibt jedoch auch heikle Fragen, bei denen Vorsicht geboten ist, da man mehr zu verlieren als zu gewinnen hat. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, und um Paulus zu zitieren: Man soll nie Böses tun, um Gutes zu erlangen! In diesem Editorial geht es also darum, für solche schwierigen Situationen, die sich ergeben und uns manchmal überrumpeln, Verhaltensregeln aufzuzeigen und einige Denkanstösse zu geben.

Wenn das Thema komplex ist, wie es zur Zeit von Marc Sangniers Sillon der Fall war, muss man immer zum Wesentlichen zurückkehren, zu den nicht diskutierbaren Grundsätzen, die unser Handeln bestimmen, wie der hl. Pius X. schrieb: „Alle Werke, die einen religiösen Zweck verfolgen, der unmittelbar auf das Wohl der Seelen gerichtet ist, müssen in allen ihren Einzelheiten der Autorität der Kirche untergeordnet sein. Aber auch die anderen Werke, die hauptsächlich gegründet wurden, um in Christus die wahre christliche Zivilisation wiederherzustellen und zu fördern, können nicht unabhängig vom Rat und der Oberaufsicht der kirchlichen Autorität betrachtet werden, zumal sie sich alle an die Grundsätze der christlichen Lehre und Moral halten müssen“  (Il fermo proposito, 1905). Es ist wichtig, diese dogmatische und moralische Grundlage zu haben, da Gefühle und Leidenschaften schnell die Oberhand über unsere Handlungsweise gewinnen. Unser christliches Leben soll unsere Leidenschaften beherrschen und nicht unsere Leidenschaften unser Leben.

Genau das ist der Fehler des Aktivismus und der Übereilung. Man will der bestmögliche Apostel sein, vergisst dabei aber, dass weder die Anzahl noch das Ergebnis unser Handeln leiten sollten. Umgekehrt könnte man angesichts der schwierigen Situation Trübsal blasen und sich vom Makel der Untätigkeit und des mangelnden Eifers für all die Seelen, die Licht und Ermutigung brauchen, überwältigen lassen. Deshalb darf man nie diesen ersten Aspekt aus den Augen verlieren: Wissen, woher man kommt und wohin man geht; die Grenzen und den Rahmen unseres Handelns, der Handlungen der Katholiken, klar vor Augen haben, wie es der heilige Pius X. ausdrückte. Sobald wir diese wichtige und beständige Grundlage gelegt haben, können wir uns leichter mit den beiden Fehlern befassen, die uns durch Übermass oder Mangel vom Wesentlichen abbringen könnten.

Ersteren könnte man als zu streng bezeichnen: zu allem, was aus der Gewohnheit herausfällt oder uns aus unserer Komfortzone herausholt, sagen wir prinzipiell nein. Diese Reaktion ist durchaus verständlich, wenn man sieht, wozu die menschliche Natur fähig ist. Dass es gewissermassen notwendig ist, sich zu schützen, ist sinnvoll und vernünftig, aber wie das Evangelium sagt: Wenn nun das Salz seine Kraft verliert, womit soll man es salzen! Es wird oft gesagt, dass in der Unwissenheit der härteste Weg immer der sicherste ist. Ein solches Verhalten ist natürlich falsch. Daher ist es wichtig, dass wir uns weiterbilden und studieren, um die geeigneten Antworten zu geben und eine Entscheidung zu begründen. Vorsicht ist die Tugend, mit der wir unser Handeln am besten den Umständen anpassen können. Zuweilen wird unsere Haltung je nach Situation „weicher“ oder „härter“ sein, jedoch stets, um die Wahrheit besser verteidigen zu können, wobei wir die gerechteste Einstellung beibehalten sollen. Man beachte die Haltung Christi gegenüber der Samariterin und den Pharisäern. 

Diese Abwehrhaltung könnte uns in einen Elfenbeinturm einsperren, wo wir Zuschauer eines Kampfes wären, von dem wir – mit viel Illusion – glauben könnten, völlig unberührt zu sein. Nein, wir befinden uns im Herzen des Kampfes und müssen uns daran beteiligen. Auch wenn wir uns der Welt widersetzen müssen, können wir nicht so tun, als ob wir nicht in ihr wären. Es gibt immer noch Herzen guten Willens, die Gott suchen, und wir müssen auch sie erreichen. Wir müssen all diese mutigen und aufrichtigen Menschen, die nach der Wahrheit suchen, ermutigen. Das ist ein wunderbares Ideal, das man nur erreichen kann, wenn man über sich selbst hinauswächst.

Ein zweiter Fehler, ebenso schädlich wie der erste, ist die Naivität, die darauf hinausläuft, dass alle, die für ein bestimmtes Gut kämpfen, z. B. bei einer Demonstration, zwangsläufig das Gute im Ganzen wollen, oder mit anderen Worten die gesamte Sozial – oder Morallehre der Kirche akzeptieren. Unter teilweise gut durchdachten und für unsere Gläubigen verführerischen Vorwänden – denn es geht hier um eine Form des Guten – halten einige Gruppierungen eifersüchtig an ihrem eigenen Zeitplan und ihren eigenen Zielen fest, die nicht unbedingt denen der katholischen Kirche entsprechen! Besteht die Gefahr einer Kompromissbereitschaft?

Selbstverständlich bedeutet der Zusammenschluss zu einer einmaligen Aktion nicht sofort Kompromissbereitschaft. Das verwirklichte Gute ist nie zu bereuen. Aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass eine Form von Irenismus uns unterschiedslos in jeden Kampf treibt und uns nach und nach zu einem gewissen dogmatischen oder moralischen Relativismus verleitet, durch den wir unter dem Vorwand, die Seele anderer zu retten, unsere eigene verlieren können. Es gibt eine Menge Kämpfe, die sicherlich mutig und nützlich sind, die uns allerdings vom Wesentlichen ablenken würden.

Wahrhaft katholisches Handeln ist nicht einfach, es ist sehr schwierig! Umso wichtiger ist es, sich nicht unüberlegt in eine Aktion zu stürzen. Man muss sich die Zeit nehmen, die Absichten derjenigen zu erkennen, die sich als Freunde ausgeben, und die Folgen einer Beteiligung an ihren Unternehmungen zu prüfen. Diese Aufgabe ist gar nicht so leicht in einer Welt, in der sich alle Initiativen häufen und die sozialen Netzwerke eine sofortige Antwort verlangen: Seien wir stark genug, um Abstand und Zeit zu gewinnen, denn diese Bereiche sind zu wichtig, um sie zu vernachlässigen.

In dieser Hinsicht sollten wir uns nicht scheuen, Rat einzuholen, insbesondere von einem Priester, wie es der hl. Pius X. eindringlich betonte. Heutzutage sind gutwillige Menschen selten und wertvoll, sie sollten ermutigt, gleichzeitig aber auch aufgeklärt und geleitet werden.

Und schliesslich bedarf es der Bescheidenheit, im Nachhinein zu verstehen, dass die eine oder andere Initiative vielleicht schiefgelaufen ist oder sich später in eine falsche Richtung entwickelt hat. Sie mag Früchte getragen und sogar zu Bekehrungen geführt haben; aber wenn sie uns später dazu bringt, uns von den wesentlichen Grundsätzen des katholischen Kampfes abzuwenden, nützt sie uns rein gar nichts! 

Diese feine Trennlinie ist die ganze Geschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X. Unser Gründer war gezwungen, einen aus Vorsicht gebotenen Schritt zu unternehmen, um das Priestertum und die Messe zu schützen. Rom bestrafte ihn dafür. Doch wenn man heute sieht, wie man auf einfache bischöfliche Entscheidung hin eine traditionelle Pfarrei von der Landkarte streichen und die Gläubigen der Vernachlässigung überlassen kann, versteht man die weisen Entscheidungen unseres Gründers und insbesondere die Bischofsweihen besser. Und gerade weil die Jahre dieser vorsichtigen Haltung Recht geben, ist es nicht an der Zeit, sie aufzugeben, sondern ganz im Gegenteil, sie fortzusetzen und an die Umstände der Gegenwart anzupassen.

Und wie Erzbischof Marcel Lefebvre sollen wir natürlich diesen Geist und diese Liebe für die Kirche, diese Liebe für die Seelen bewahren. Wir brauchen einen apostolischen und offenen Geist, um die Schwierigkeiten verwirrter Gläubiger begreifen zu können, einen Geist, der gegenüber der Lage in der Welt und in der Kirche aufgeschlossen ist, jedoch zum Heil und zum Triumph unseres Herrn Jesus Christus. 

Vertrauen wir uns in diesem Monat Oktober, der dem heiligen Rosenkranz geweiht ist, uneingeschränkt der allerseligsten Jungfrau Maria an! Maria ist sowohl die Festung, die uns in den Litaneien als Turm Davids und elfenbeinerner Turm beschrieben wird, als auch die Helferin der Christen und die Trösterin der Betrübten. Möge unsere gute Mutter im Himmel uns dieses feine Gleichgewicht schenken, das auf Wahrheit beruht und durch die apostolische Liebe verklärt wird! 

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